INVESTIGADORES
FERREIRO Hector Alberto
capítulos de libros
Título:
Die Einheit von Geist und Welt im absoluten Idealismus
Autor/es:
FERREIRO, HÉCTOR
Libro:
Hegel und das Programm einer philosophischen Enzyklopädie
Editorial:
Duncker & Humblot
Referencias:
Lugar: Berlín; Año: 2019; p. 89 - 108
Resumen:
In Hegels nicht-repräsentationalistischem Erklärungsmodell des Erkenntnisphänomens ist es nicht nötig, der Sinnlichkeit und der Begrifflichkeit jeweils ontologische Implikationen zuzuschreiben, da das begriffliche Erkennen nicht unbedingt willkürlich im luftleeren Raum kreiselt - daher muss die sinnliche Anschauung nicht als Träger des Weltbezugs fungieren. Als Einheit der (bisher abstrakt) sinnlichen Erkenntnis des Anschauens und der (bisher abstrakt) begrifflicher Erkenntnis des Vorstellens ist das begreifende Denken in der Lage, von selbst die rationalen Einschränkungen zu generieren, die benötigt werden, um entscheiden zu können, ob ein bestimmtes Urteil über die Welt wahr oder falsch ist, d.h. ob ein Inhalt ein bloß subjektiver Inhalt ist oder für ein wirkliches Ding gehalten werden muss. Hegels erkenntnistheoretischer Hauptansatz ist, dass die Verbindung von Denken und Sein, von Geist und Welt, strukturell ist. Das Sein kommt zu den Denkinhalten insofern nicht synthetisch hinzu; es sind hingegen die nur vorgestellten Erkenntnisinhalte, welche unter bestimmten Bedingungen der strukturellen Einheit des Geistes mit der Welt zugeschrieben werden.Selbstverständlich muss das komplexe Verhältnis zwischen Sinnlichkeit und Begrifflichkeit auch im Rahmen dieses radikalisierten Idealismus aufgeklärt und begründet werden. Dieses Verhältnis lässt sich aber nicht mehr als ein Verhältnis zwischen der Ebene des Wirklichen und der Ebene des bloß subjektiven Möglichen erklären. Unter einem Paradigma, in dem die Zusammengehörigkeit von Geist und Welt grundsätzlich gilt, verliert die Zuordnung des Sinnlichen zu dem Wirklichen und des Begrifflichen zu dem Subjektiven bzw. des Sinnlichen zu dem von außen Aufgenommenen und des Begrifflichen zu dem Spontanen jeden Sinn. Für Hegel bleibt das begriffliche Erkennen an sich immer mit der wirklichen Welt verbunden; wenn es nicht in konsistenter Weise zur Vereinzelung kommt, ist es abstrakt von der Totalität der Welt isoliert und deshalb ein bloß subjektives Tun des menschlichen Geistes. Wenn man im Anschluß an Karl Popper behaupten kann, dass sich die Welt nur durch Theorien erkennen lässt, so sollte man in diesem Sinne auch behaupten, dass die Erkenntnisinhalte, die das Denken im Rahmen seiner Theorien für wirklich hält, jeweils die Dinge der Welt sind. Indem sinnliche Inhalte in eine Theorie eingegliedert werden, die das Denken als eine überzeugende Erklärung darüber betrachtet, wie die Welt ist, erhalten sie durch die Theorie die Eigenschaft, sinnliche Aspekte von wirklichen Dingen zu sein. In einem Erklärungsmodell, in dem das Denken sich vom Sein nicht trennt noch trennen kann, ist die vereinzelnde Instantiierung des Systems von allgemeinen Bestimmungen zu einem einzelnen, sinnlichen Inhalt dieselbe Operation, durch die dieser Inhalt vom Denken als etwas Wirkliches erkannt wird; anders gesagt - um hier das von Bertrand Russell vorgeschlagene Beispiel wieder aufzunehmen -, das Begreifen der bestimmten Einzelheit einer Landspitze im südlichsten Archipel von Chile ist dieselbe Operation, durch die wir zu denken gezwungen sind, als ob Kap Hoorn für sich bestünde.