ICSOH   24899
INSTITUTO DE INVESTIGACIONES EN CIENCIAS SOCIALES Y HUMANIDADES
Unidad Ejecutora - UE
libros
Título:
Baltasar Graciáns Spuren in Walter Benjamins Schriften
Autor/es:
VARGAS, MARIELA SILVANA
Editorial:
Kadmos
Referencias:
Lugar: Berlin; Año: 2018 p. 202
ISSN:
978-3-86599-400-4
Resumen:
Die Bedeutung von Benjamins Gracián-Lektüre wird in der vorliegenden Arbeit durch die Rekonstruktion ihrer spezifischen Funktionen in unterschiedlichen Produktionsphasen erhellt. In einem politischen Kontext waren die Gracián´schen Grundsätze, die eine antinationalistische Haltung voraussetzten, für Benjamin besonders wertvoll, da sie erlaubten, der Verklärung der Gemeinschaft die ´Künstlichkeit´ des gesellschaftlichen Lebens entgegenzusetzen: ?Gracián ist nicht nur ein großer Autor, sondern gerade heute [1928] einer der interessantesten?, so preist Benjamin den Dichter in einer Rezension. Dieses Bekenntnis zur Aktualität des Jesuiten gibt Auskunft über die Stoßrichtung von Benjamins Gracián-Lektüre, die vor dem Hintergrund von Benjamins ästhetischem und politischem Interesse wahrgenommen werden muss: Dieses war geprägt von einem deutlichen Bewusstsein von der europäischen Krise, die alle Gebiete des menschlichen Handelns durchdrang. Gracián war für Benjamin in diesen politisch unruhigen Jahren einzigartiges Vorbild für Geistesgegenwart und Handlungsfähigkeit zwei Eigenschaften die für Benjamins politisches Projekt von höchster Bedeutung sind. So steht im Zentrum von Benjamins Lektüre des Handorakels von Gracián die Frage nach dem Verhältnis zwischen Schrift und Politik, eine Frage die Benjamins Schaffen von Anfang an prägt und die sich wie ein roter Faden durch seine Schriften zieht. Schematisch lassen sich in Benjamins Gracián-Lektüre zwei Rezeptionsweisen unterscheiden: Während Benjamin in den Arbeiten der 1920er Jahre die Gracián´schen Ideen ins Feld führt, um seine eigenen politischen und ästhetischen Positionen zum Ausdruck zu bringen, wird Gracián in den 1930er Jahren zur Inspirationsquelle für Benjamins Reflexionen über die eigene Schreibpraxis. Verfolgt man die Verschiebungen der Gracián´schen Bezüge in Benjamins Schriften, fällt nicht nur ein neues Licht auf deren tragende Konzepte, sondern es wird zudem ein bis dato vernachlässigter Aspekt seines Denkens sichtbar: Die produktive Auseinandersetzung mit Gracián führte Benjamin zu einem neuen Konzept einer wirksamen (Schreib-) Praxis sowie einer (politisch) wirksamen Schrift.