INVESTIGADORES
DAMIANI Alberto Mario
libros
Título:
Handlungswissen. Eine transzendentale Erkundung nach der sprachpragmatischen Wende
Autor/es:
DAMIANI ALBERTO MARIO
Editorial:
Verlag Karl Alber
Referencias:
Lugar: Freiburg/ München; Año: 2009 p. 382
ISSN:
978-3-495-48365-7
Resumen:
Handeln und Wissen sind gewissermaßen miteinander verknüpft. Der Akteur braucht normalerweise keine explizite bzw. theoretische Erkenntnis über seine Handlung, um sie durchführen zu können. Die Frage ist nun, ob der Akteur selbst wirklich zumindest implizit wissen muss, was er tut und wie er seine Handlung durchführt. Dieses implizite Handlungswissen kann durch explizite Aussagen beschrieben werden bzw. durch eine bestimmte Art von Handlungen expliziert werden, nämlich durch Sprechhandlungen. Deshalb lässt sich das Handlungswissen am besten an diesen Handlungen philosophisch studieren. Die Gegenwartsphilosophie hat die Sprechhandlungen unter verschiedenen Gesichtspunkten berücksichtigt, z. B.: sprechakttheoretisch, sprachspieltheoretisch, handlungstheoretisch, usw. Meine Berücksichtigung unseres Handlungswissens nimmt einen transzendentalen Standpunkt ein, um die Frage anzuschneiden, ob die Sinn- und Gültigkeitsbedingungen unserer Handlungen in diesem impliziten Wissen wirklich gefunden werden können.             Durch die hier zusammengefasste Arbeit beabsichtige ich aufzuweisen, dass es zur Zeit in der transzendentalpragmatisch begründeten Philosophie einige Schwierigkeiten gibt, die durch eine konsequente Anwendung ihrer eigenen Grundsätze aufgelöst werden können. Ich versuche also einerseits, zu der philosophischen Entwicklung des transzendentalpragmatischen Ansatzes kritisch beizutragen, und andererseits einige traditionelle Probleme der Transzendentalphilosophie und der Philosophie im allgemeinen durch eine transzendentalpragmatische Erforschung unseres performativen Handlungswissens reflexiv zu berücksichtigen. Die Hauptabsicht der Arbeit besteht also darin, reflexiv nachzuweisen, dass unser performatives Handlungswissen die transzendentalen Sinn- und Gültigkeitsbedingungen der Antworten auf verschiedene philosophische  Fragen implizit enthält. Durch diesen reflexiven Nachweis versuche ich, den transzendentalpragmatischen Ansatz konsequenterweise bzw. manchmal auch gegen einige seiner bisherigen Resultate zu entwickeln. Um diese Absicht zu verwirklichen, wird die vorliegende Erforschung in sieben Kapiteln wie folgt eingeteilt.             Das erste Kapitel ist einleitend und handelt von der philosophischen Perspektive der Arbeit bzw. von dem Begriff einer Transzendentalphilosophie nach der sprachpragmatischen Wende. Vor dieser Wende schließt die klassische Transzendentalphilosophie den Sprachbegriff aus ihrer grundlegenden Problematik aus. Nach dieser Wende wurde hingegen die Sprache als Hauptelement von verschiedenen philosophischen Ansätzen anerkannt, z. B. von der sprachanalytischen Philosophie, in dessen Rahmen die Problematik der sog. transzendentalen Argumente entwickelt wurde, und von der Transzendentalpragmatik bzw. der sprachpragmatisch transformierten Transzendentalphilosophie. Diesen letzten Ansatz und nicht die analytische Philosophie nehme ich als einen Gesichtspunkt in diese Arbeit auf.             Im zweiten Kapitel wird das Gebiet der Erforschung bzw. das performative Handlungswissen, unter dem erwähnten transzendentalpragmatischen Gesichtspunkt reflexiv berücksichtigt. Dieses Gebiet wurde gewissermaßen von der klassischen Transzendentalphilosophie  durch den Begriff der Vernunfthandlung schon anerkannt. Trotzdem fordert der sprachpragmatische Rahmen der Gegenwartsphilosophie eine entsprechende Deutung dieses Wissens, die ermöglicht, einerseits die Notwendigkeit des Handlungswissens mit einer Gewissheitsempfindung nicht zu verwechseln und andererseits die Reichweite dieses Wissens zu bestimmen.             Das dritte  Kapitel handelt von dem systematischen Charakter unseres performativen Handlungswissens. Die klassische Transzendentalphilosophie wurde von vornherein als ein vollständiges System aufgefasst. Die Frage ist aber, ob die Systemidee noch eine konstitutive Rolle unter dem sprachpragmatischen Gegenwartsrahmen spielen muss. Um diese Frage beantworten zu können, werden einerseits der Ausschließungsversuch dieser Idee aus der Transzendentalpragmatik und andererseits die Bergriffe einer formal vollständigen Sprache und einer Architektonik der Gültigkeitsansprüche und zugehörige Weltbezüge berücksichtigt, d. h.: der Wahrheitsanspruch hinsichtlich der objektiven Naturwelt, der Gerechtigkeitsanspruch hinsichtlich der intersubjektiven  Sozialwelt und der Wahrhaftigkeitsanspruch hinsichtlich der subjektiven Innenwelt.              Das vierte Kapitel widmet sich einem Problem, das im Rahmen der Systemproblematik der klassischen Transzendentalphilosophie entscheidend war, nämlich, das Problem der Vereinbarkeit der Naturnotwendigkeit und der menschlichen Freiheit. Dieses Problem muss auch von der Transzendentalpragmatik gelöst werden, aber sie darf nicht die klassische Argumentationsstrategie bzw. die Kantsche Auflösung der Freiheitsantinomie dafür benutzen. Ein neuer Auflösungsvorschlag muss einerseits mögliche Einwände berücksichtigen und widerlegen und andererseits die Beziehung zwischen dieser Antinomie und dem Autonomiebegriff im transzendentalpragmatischen Rahmen erklären können.             Die letzten drei Kapitel befassen sich mit Problemen, die den drei Dimensionen der schon erwähnten Architektonik der Gültigkeitsansprüche und zugehörigen Weltbezüge jeweilig entsprechen. Das fünfte Kapitel hat den sinnkritischen Begriff der Naturwelt zum Gegenstand. Dieser Begriff kann nur in Bezug auf den naturwissenschaftlichen Forschungsprozess und sein Ziel richtig verstanden werden. Dieses Ziel wurde von der klassischen Transzendentalphilosophie als eine regulative Idee verstanden. Die kritisch rationalistische Forschungslogik hat einen Essentialismusvorwurf gegen ein metaphysisches Verständnis dieses Ziels erhoben. Der gegenwärtige Pragmatismusstreit hat eben die Frage nach dem Sinn des Forschungsziels rehabilitiert. In diesen Zusammenhang muss der sinnkritische Begriff der objektiven Naturwelt im Lichte einer transzendentalpragmatischen Erforschung unseres Handlungswissens erklärt werden.             Im sechsten Kapitel geht es um den zweiten systematischen Bereich unseres performativen Handlungswissens bzw. um den Gerechtigkeitsanspruch und seinen zugehörigen intersubjektiven Sozialweltbezug. Unsere Erforschung betrachtet nicht die in den letzten Jahrzehnten entwickelte ganze Problematik der Diskursethik. Sie begrenzt sich vielmehr auf ein spezielles Problem, das durch die folgende Frage formuliert werden kann: Wie kann eine transzendentalpragmatische Diskursbedingung, die als solche immer schon erfüllt wird, als ethisches Prinzip, das als solches erfüllt werden soll, fungieren? Gewissermaßen wurde ein ähnliches Problem im Rahmen der Ethik Kants durch die Beziehung zwischen Sittengesetz und moralischer Pflicht betrachtet. Die Diskursethik erfordert aber einen neuen Antwortvorschlag auf diese Frage, der den praktisch metaphysischen Hintergrund der Kantischen Ethik nicht unterstellt. Dieser Vorschlag kann durch die Berücksichtigung der pragmatischen Rolle des Diskurspartners und seines konstitutiven Willens dargestellt werden.             Das siebente und letzte Kapitel handelt von dem dritten systematischen Bereich unseres performativen Handlungswissens, nämlich dem Bereich des Wahrhaftigkeitsanspruchs und seinem zugehörigen subjektiven Innenweltbezug. Die klassische Transzendentalphilosophie versuchte, in diesem Bereich bzw. im Bereich des Bewusstseins ihren letzten Grund zu finden. Nach der sprachpragmatischen Wende kann man einerseits das Scheitern dieses Versuchs verstehen und andererseits eine neue Rolle der Innenwelt reflexiv berücksichtigen. Diese Rolle wird hier durch die Behauptung der Besonderheit dieser Welt und des Wahrhaftigkeitsanspruchs durch die Berücksichtigung der Frage nach der argumentativen Einlösung dieses Anspruchs und die entsprechende Problematik der Differenzierung zwischen Überzeugen und Überreden und zuletzt durch die Frage nach der Angemessenheit der systematischen Verbindung zwischen Selbstdarstellung und Kunst untersucht.