INCIHUSA   20883
INSTITUTO DE CIENCIAS HUMANAS, SOCIALES Y AMBIENTALES
Unidad Ejecutora - UE
artículos
Título:
Das Erbe des lateinamerikanischen Dependentismo und die Aktualität des Begriffs der Abhängigkeit
Autor/es:
BEIGEL, FERNANDA
Revista:
Austrian Journal of Development Studies
Editorial:
Mattersburguerkreis
Referencias:
Lugar: Viena; Año: 2015 vol. XXXI p. 11 - 38
Resumen:
Das Problem der ?Abhängigkeit? stellte in unterschiedlichen Epochen einen zentralen Bezugspunkt der intellektuellen Auseinandersetzungen Lateinamerikas dar. Es nahm bereits in den Debatten über die ?geistige Emanzipation? und die ?zweite Unabhängigkeit? ab Mitte des 19. Jahrhunderts sowie in den Auseinandersetzungen zwischen Kosmopolitismus und Nationalismus in den 1920er Jahren eine bedeutende Rolle ein. Ende der 1950er Jahren erfuhr es erneute Aufmerksamkeit im Kontext von Dekolonisierung und Befreiungsbewegungen. Zwischen 1964 und 1973 wurde es im akademischen Umfeld Chiles zum zentralen Gegenstand soziologischer Überlegungen und einer Theorie des gesellschaftlichen Wandels, angetrieben durch eine beständige Politik der Konsolidierung des wissenschaftlichen Systems und des Hochschulwesens. In dieser Phase, in die auch die demokratische Wahl der sozialistischen Regierung unter Salvador Allende fällt, entwickelte sich Santiago zu einem bedeutenden und dynamischen Zentrum regionaler akademischer Auseinandersetzungen. Im vorliegenden Aufsatz werde ich aus einer sozialgeschichtlichen Perspektive die Entstehungsbedingungen der Lateinamerikanischen Schule der Abhängigkeit (Blomström/Hettne 1990) analysieren und auf die Besonderheiten des gesellschaftlichen Umfelds eingehen, in dem diese Wissensproduktion stattfand. Die ?Dependenztheorie? , verstanden als kritische Reflexion der peripheren Kondition Lateinamerikas, entstand innerhalb eines umstrittenen konzeptionellen Rahmens. Die zentrale Auseinandersetzung zwischen ihren VertreterInnen drehte sich um die Bestimmung dessen, was als ?konkrete Situation der Abhängigkeit? bezeichnet werden konnte. Während einige behaupteten, dass der zentrale Widerspruch zwischen Nation und internationalem System verlief, beharrten andere darauf, der nationalen Ebene und den Klassenverhältnissen eine analytische Vorrangstellung einzuräumen. Gegenseitig beschuldigten sie sich des ?Reformismus? und wetteiferten darum, wer die radikalste Position in Bezug auf gesellschaftlichen Wandel einnahm. Die Entstehung des Dependentismo muss diesbezüglich im Spannungsfeld zwischen dem Erbe des strukturalistischen Cepalismo und dem heterodoxen Marxismus begriffen werden, der sich in kritischer Distanz zu den kommunistischen Parteien Lateinamerikas herausbildete.